13.07.2023

Innovative Dorfläden

Unser Kroma: St. Margarethen betreibt eine Genossenschaft für den ersten Lebensmitteleinzelhandel im Land Salzburg. Bei den Bildungstagen wurden zwei interessante Nahversorger-Projekte vorgestellt – Austausch inklusive.

Innovative Dorfläden

Unser Kroma: St. Margarethen betreibt eine Genossenschaft für den ersten Lebensmitteleinzelhandel im Land Salzburg. Bei den Bildungstagen wurden zwei interessante Nahversorger-Projekte vorgestellt – Austausch inklusive.

Im Fokus: nah&frisch-Genossenschaft Gaflenz
Aus Gaflenz in Oberösterreich kam Ferdinand Rettensteiner, der Obmann des „LENZ“ (200 Mitglieder) – ein Café und Bistro sowie ein Lebensmittelgeschäft mit Bedienung und Selbstbedienung (Hybridmarkt). Auf 200 m2 Verkaufsfläche kann auch außerhalb der Bedienungszeiten mittels Bankomatkarte oder Handy-App eingekauft werden. Allerdings kein Fleisch, Alkohol oder Zigaretten. Der Hybridmarkt LENZ wurde zum digitalen Vorreiter im österreichischen Lebensmittelhandel. Dadurch können die Öffnungszeiten rund um die Uhr auch ohne Personal ausgedehnt werden. Öffnungszeiten sind nicht nur ein entscheidender Kostenfaktor, bei Genossenschaften sind das ca. 20 %, sie sind auch wesentlich, ob ein Geschäft angenommen und frequentiert wird.
Dazu gibt es eine absolute Neuheit in der Region: eine „Unverpackt-Ecke“ – plastikfrei und umweltschonend einkaufen.

Im Fokus: „Die Saat geht auf“ aus Dimbach
Von Dimbach im Mühlviertel berichteten der Vorstand des Vereins „Unsere Saat geht auf“, der Amtsleiter sowie der Bürgermeister und sein Vorgänger. Letzteren erreichte 2006 die Nachricht von der Schließung des einzigen örtlichen Lebensmittelnahversorgers mit Vollsortiment. Nachdem für das Geschäft keine Nachfolge gefunden worden war, schien die Situation ausweglos.
Doch die Gemeindevertretung und die Bevölkerung von Dimbach wollten sich nicht in die 60 Gemeinden in Oberösterreich einreihen, welche ohne Lebensmittelvollsortimenter ihr Auskommen finden müssen. Sie haben sich in Schleswig-Holstein Beispiele angesehen und mit großem Engagement und Unterstützung der Unimarkt-Gruppe ein eigenes Modell entwickelt. Dieses funktioniert seit 18 Jahren mit „viel Kampf und Überzeugungsarbeit“ erfolgreich. Erfolgsrezept ist, die Bedeutung des Kaufhauses ständig ins Bewusstsein zu rufen (Aufmerksamkeitsökonomie), also viele Anlässe anzudenken, um dorthin zu gehen und einen Treffpunkt zu schaffen. In Dimbach wird einmal im Monat vor dem Kaufhaus von jeweils einem anderen Verein ehrenamtlich „aufgekocht.“ Die Lebensmittel stellt das Kaufhaus zur Verfügung, dafür gehen die Verkaufserlöse von beispielsweise 800 Bauernkrapfen zurück ans Geschäft.

Angebot aus der Region
In allen 3 Läden – Gaflenz, Dimbach und St. Margarthen – werden als klassischer Nahversorger neben dem bewährten Sortiment der Unimarkt-Gruppe auch viele Lebensmittel und Spezialitäten aus der unmittelbaren Umgebung, sprich „Aus’m Dorf“, angeboten. Das ist auch der Grund, weshalb Gaflenz, Dimbach und St. Margarethen mit der Unimarkt-Gruppe (Pfeiffer GmbH) kooperieren: Nur diese ermöglicht es, bis zu 35 % andere/regionale Produkte im Geschäft anzubieten.

Dorfladen als Treffpunkt
Das wichtigste Kriterium, ob ein Dorfladen überlebt, ist die Menge, die dort eingekauft wird. In einem Dorf mit 1500 Einwohnern müssen laut einer Studie der Landwirtschaftskammer 100 Prozent der Haushalte mitmachen und mindestens 20 Prozent ihres gesamten monatlichen Einkaufs in dem Dorfladen erledigen, damit die Fixkosten wie Personal, Buchführung und Miete eingespielt werden. Macht nur jeder zweite Haushalt mit, sind es schon 40 Prozent des durchschnittlichen Geldes, den ein Haushalt für Lebensmittel ausgibt.

Bausteine, wo die Mitglieder sichtbar sind, üben etwas sozialen Druck aus und motivieren beizutreten. Gutscheine haben alle, Vereinsförderungen der Gemeinde werden in Form von Gutscheinen ausbezahlt.
Das Geschäft im Ort ist nicht nur ein Verkaufsraum, sondern auch Ort der niederschwelligen Kommunikation und Interaktion. Oft der einzig verfügbare soziale Raum, in dem alle Teile der Bevölkerung aufeinandertreffen, unabhängig von Alter, Milieu oder sozialer Lage.

Deshalb unterstützt die Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk auch gerne Projekte wie den Dorfladen „Unser Kroma“ in St. Margarethen.
Weitere Infos gibt es hier.

Kontakt
Alexander Glas
Tel: 0662-872691-13
E-Mail: [email protected]

Fotos: Lisi und Peter Löcker

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